Fast 400 Teilnehmer wurden bei „Immer Extrem“ schmutzig und nass. NWZ-Reporter Mathias Freese absolvierte die 7,5 Kilometer-Strecke als Schnellster. Sein Fazit: „Saubere“ Veranstaltung mit hohem Spaßfaktor – aber einigen Verbesserungsmöglichkeiten.
Immer „Steigst du aus?“, fragt Moderator Heino Krüger, als ich nach drei Runden die Strecke des „Immer Extrem“ verlasse. „Ich bin durch“, antworte ich – und erst im Nachhinein fallen mir die zwei, eigentlich sogar drei zutreffenden Bedeutungen dieses Satzes auf: 1. Ich habe das Rennen beendet; 2. Ich bin kaputt, leer, auf, alle oder „fix und foxi“, wie man so schön sagt; 3. Ich bin von oben bis unten dreckig und völlig durchnässt. Drei Ziele erreicht – guter Tag.
Knappe 48 Minuten früher: Es geht los. Kein Vorgeplänkel: Nach nicht einmal 100 Metern geht es schon die ersten Meter bergan, und bergab über einen Reifenstapel – fies. Nach zwei Kurven sind vier Holzpyramiden zu überwinden. Meine Vordermänner schwingen sich elegant seitlich drüber hinweg – ich springe frontal drauf und drüber. Nur ein paar Schritte weiter wartet die erste Krabbeleinheit: Es geht unter einem Metallgerüst hindurch. Die Jungs vor mir grätschen mit Schwung hinein und gewinnen so an Raum. „Die haben das schon öfter gemacht“, denke ich, während ich mich robbend ans Ende dieses Hindernisses quäle. Kaum Aufgestanden springe ich in brusthohes, matschbraunes, eiskaltes Wasser. Brrrrr. Aus dem Modderbad geht es über einen etwa vier Meter hohen Sandhügel. Im Anschluss schleppe ich einen Baumstamm 50 Meter hin und 50 Meter zurück.
Und dann: Laufen. Endlich. Mein Puls rast, die Lunge keucht. Vor mir nur noch Stefan von Heimburg – und der rennt, als wär nichts gewesen. Dranbleiben, denke ich. Es folgen eine Wand zum Drunterkriechen und eine zum Drüberklettern sowie Krabbeleinheit Nummer zwei. Dann geht es erstmal im Laufschritt durchs Gehölz, bevor das witzigste und das schwerste Hindernis direkt aufeinanderfolgen: Es geht in den Kofferraum eines Kombis, und zur Fahrer- oder Beifahrertür wieder hinaus. Kam es dabei noch auf Beweglichkeit an, braucht es dann viel Kraft: Eine 2,5 Meter hohe Wand steht im Weg. Stefan greift die obere Kante und zieht sich hoch. Als ich kläglich scheitere, hält er mir die Hand hin. Mit seiner Hilfe schaffe ich es nach oben. Das nenn’ ich Sportsgeist!
Gemeinsam absolvieren wir den Rest der Runde. Es folgen Krabbeleinheit Nummer drei (diesmal bergauf!), das Hangeln an zwei langen Leitern, eine Röhre (nein, nicht zum Gucken, sondern zum Durchklettern), ein Spinnennetz aus Fäden, eine nasse Rutschpartie, Krabbeleinheit Nummer vier durch eine Fango-Wanne und zum Abschluss ein Wassercontainer mit anschließendem Palettenstapel zum Drüberklettern.
In Runde zwei erwartet uns ein neues Hindernis: Auf zwei Holzlatten, die auf luftgefüllten Tonnen befestigt sind, müssen wir einen Teich überqueren. Wackelige Angelegenheit – aber wir schaffen es. Weil Stefans Schnürsenkel sich geöffnet hat, laufe ich allein den mittleren Teil der zweiten Runde – doch beim Kombi staut es sich, ich muss warten. Stefan schließt mit drei anderen wieder auf. Die Wand schaffe ich dieses Mal alleine.
Auch beim Hangeln, der Rutsche, der Fango-Wanne und dem Wassercontainer staut es sich. Wir versuchen, so gut es geht zu überrunden. Steffen Jahns gelingt das am besten, er läuft einigen Vorsprung heraus.
Zwei Überraschungen erlebe ich, als es dann zur zweiten Teichüberquerung geht: Die Holzlatten sind abgesoffen – und die schnellste Frau, Katarlyna Piecha, ist auf einmal wieder vor mir. Verdammt, ist die schnell! Weil es sich vor den Holzlatten staut, springt die Polin beherzt in den Tümpel. Ich will mich natürlich nicht abhängen lassen und springe hinterher. Bis zum Baumstamm-Schleppen quälen wir uns gemeinsam über die Hindernisse (wobei ich mich deutlich mehr quäle als sie!). Als es dann ans Laufen geht, bin ich aber schneller.
Ich schaue nach vorne: Steffen Jahns hat knapp 100 Meter Vorsprung. Ich nehme die Beine in die Hand und wetze durch’s Gehölz. Ich habe freie Bahn – und richtig viel Spaß. Und siehe da: Kurz vor dem Kombi schließe ich auf. Auf dem Lauf-Stück nach der hohen Wand klebe ich Jahns an den Fersen, an geeigneter Stelle überhole ich. „Stark“, ruft er mir hinterher.
Wenig später springe ich als Erster zum dritten Mal vom Palettenstapel, trotte mit geballten Fäusten ins Ziel – und werde von Moderator Heino Krüger empfangen.
Fazit: Eine gute Veranstaltung. Die Strecke ist mit 7,5 Kilometer (2,5 Kilometer für „Einsteiger“) vergleichsweise kurz, aber dank 18 Hindernissen pro Runde dennoch anspruchsvoll. Und gerade die Kürze lockt sicher den ein oder anderen Sportler an, dem 20 Kilometer zuviel wären. Die Hindernisse sind gut gewählt – lediglich die Staus sind ärgerlich. Da könnte man nachbessern, zum Beispiel mit einem zweiten Auto zum Durchklettern. Extrem ist der Lauf in Immer im Vergleich zu anderen Hindernisläufen sicher nicht – aber er hat als kurzer, knackiger Hindernislauf definitiv das Potenzial, sich im Terminkalender der OCR-Szene (Obstacle Course Running, zu deutsch sinngemäß „Hindernis-Rennen“) zu etablieren.
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